Dienstag, 2. September 2014

Roboter im Weltraum...

... können sich der Bewunderung der Erdlinge sicher sein, so wie gegenwärtig die Kometensonde Rosetta. Auf der Erde selbst jedoch werden sie häufig als Jobkiller gefürchtet. In der aktuellen Ausgabe von brand eins beschäftige ich mich damit und versuche zu zeigen, dass Automatisierung nicht zwangsläufig zu erhöhter Arbeitslosigkeit führen muss.

Lunar Robotics Challenge, Teneriffa, 2008 (Foto: H.-A. Marsiske)
Im Weltraum werden wir ohne Roboter ohnehin nicht weit kommen. Sie werden immer die ersten sein, die zu anderen Welten aufbrechen. Im Herbst 2008 konnte ich auf Teneriffa zusehen, wie sie am Fuße des Vulkans El Teide die Erkundung von Mondkratern übten. Eine unvergessliche Woche, über die ich damals auf heise online berichtet habe.

Dienstag, 19. August 2014

Beim Schweife des Kometen


Heute hat es 67P/Tschurjumow-Gerasimenko mit einer beeindruckenden Nahaufnahme auf die Seite Astronomy Picture of the Day geschafft. Der Komet dürfte auch in den kommenden Wochen und Monaten in den Nachrichten präsent bleiben. Da ist man Wissenschaftsjournalist gut beraten, sich mit Kometen generell etwas vertrauter zu machen. Denn wenn die Sonde Rosetta weiterhin so zuverlässig arbeitet, ist mit einer Fülle neuer Erkenntnisse zu rechnen, die eingeordnet werden müssen.

(Foto: ESA / MPS)


Ein gängiges Muster, das ich dabei vermeiden möchte, ist die Gegenüberstellung von "Aberglaube" und "Wissen": Früher hätten die Menschen Kometen als Zeichen kommenden Unheils gesehen, aber heute wüssten wir es besser -- das erscheint mir dann doch ein bisschen zu simpel. Eine solche Sichtweise verkennt die ästhetische Dimension der Schweifsterne. Auch ohne ihnen eine Bedeutung als Himmelsboten beimessen zu müssen, bleiben sie Synkopen im gleichmäßigen Beat der himmlischen Rhythmen. Sie sorgen für Spannung und erinnern daran, dass es beim geordneten Tanz der Himmelskörper immer wieder auch Überraschungen geben kann.

Solche Überraschungen sind selbst in wissenschaftlich aufgeklärten Zeiten nicht ausgeschlossen: Was muss das für einen gewaltigen Eindruck gemacht haben, als am Abend des 30. Juni 1861 plötzlich ein riesiger Komet den Nordhimmel beherrschte, so hell, das sein Licht Schatten warf, und mit einem Schweif, der sich vom Großen Wagen bis zum Sternbild Kassiopeia erstreckte! Der Komet C/1861 J1 (Tebbutt) hatte sich aus südlicher Richtung genähert, auf einer Bahn fast senkrecht zur Erdumlaufbahn, und war von der Nordhalbkugel erst von dem Moment an sichtbar, als er die Erdbahn kreuzte. Die australischen Zeitungen, die von der Entdeckung des Kometen berichteten, waren zu diesem Zeitpunkt noch mit Schiffen unterwegs nach Europa und Amerika. Stefan Krause gibt ihm zu Recht den ersten Platz auf seiner imponierenden Hitliste der zehn größten Kometen der Geschichte.

Ich selbst habe bisher nur einen Kometen mit bloßem Auge gesehen. Das war Hale-Bopp (C/1995 O1), der sich im Jahr 1997 sogar am Nachthimmel einer Großstadt wie Hamburg deutlich abzeichnete. Ich kam an einem Sportplatz vorbei, auf dem keine Lichter brannten, und blieb einen Moment stehen. Im Verlauf eines Menschenlebens gibt es nur sehr wenige Gelegenheiten, einen solchen Anblick zu erleben. Ich war in diesem Augenblick sehr glücklich, zumindest einmal einen Kometen gesehen zu haben.

Vielleicht kommen in den nächsten Jahren ja noch welche hinzu. Das 20. Jahrhundert war vergleichsweise arm an Kometenerscheinungen, da besteht ein wenig Hoffnung auf Ausgleich in diesem Jahrhundert. Vorerst wird aber 67P/Tschurjumow-Gerasimenko für Aufsehen sorgen. Spannend wird es, wenn im November das Landegerät Philae auf der Oberfläche abgesetzt werden soll. Spannend wird es auch, das Erwachen des Kometen bei seiner Annäherung an die Sonne im Verlauf der nächsten zwölf Monate zu verfolgen. Halt durch, Rosetta, und schick uns noch viele Bilder und Daten!

Donnerstag, 14. August 2014


Ist das was Esoterisches?

Die Frage wird gelegentlich gestellt, wenn ich von meinen Planetenwanderungen erzähle. Sie ist nicht leicht zu beantworten. Denn was genau unter dem Begriff zu verstehen ist, scheint Jeder und Jede etwas anders zu definieren. Ich selbst verwende ihn daher lieber gar nicht. Aber da er nun mal in der Welt ist, kann ich die Frage auch nicht ignorieren.

Ich weiß, wie empfindlich viele Astronomen reagieren, wenn sie mit Astrologen verwechselt werden. Umgekehrt kann man aber auch spirituell interessierte Menschen mit wissenschaftlich-mathematischen Erklärungsmodellen manchmal wunderbar zur Weißglut bringen. Das zeigt zumindest eins: Wir bewegen uns in einem hoch aufgeladenen Spannungsfeld, in dem es kräftig blitzen und donnern kann.

Und warum auch nicht? Im Weltall sind gewaltige Kräfte am Werk, die Dimensionen unfassbar. Wer sich ernsthaft darauf einlässt, kann eigentlich gar nicht anders, als mental aus dem Gleichgewicht zu geraten. Ich glaube, dass jeder Mensch in seinem Leben so einen Moment der Irritation erfährt, wenn er die unvorstellbare Größe des Universums erkennt. Die meisten werden gleich danach wieder zur Tagesordnung zurückkehren und sich dringlicheren Fragen widmen. Manche suchen Halt in der wissenschaftlichen Aufarbeitung dieser Erfahrung, andere widmen sich eher den ästhetischen Aspekten.

Die Wanderung auf Planetenwegen scheint mir ein guter Rahmen zu sein, um die vermeintlich unvereinbaren Sichtweisen zusammenzubringen, ohne dass es gleich zu gefährlichen Entladungen kommen muss. Die Schnittstelle, wo sich Wissenschaft und Ästhetik berühren, ist für mich der Rhythmus: Sonne, Mond, Planeten und Sterne bewegen sich in regelmäßigen, rhythmischen Mustern über den Himmel, die sich mathematisch beschreiben lassen. Zugleich ist Rhythmus aber auch etwas, das sich sehr unmittelbar sinnlich erleben lässt. Tatsächlich habe ich mir selbst einst das Schlagzeugspielen beigebracht, indem ich die Takte und Notenwerte zunächst ausgezählt habe, bis ich sie fühlen konnte.

Die Himmelsbeobachtung ging den umgekehrten Weg: Bevor die Menschen mit dem Zählen begannen, etwa indem sie für jeden Tag zwischen zwei Vollmonden eine Kerbe in einen Knochen schnitten, werden sie die Rhythmen der Himmelskörper gespürt haben -- wahrscheinlich viel intensiver, als wir es uns heute vorstellen können. Statt im Internet die Mondphasen nachzusehen, haben sie einfach im Takt des Mondes gelebt. Das hat überhaupt nichts mit Mystik zu tun: Jägern und Sammlern etwa beschert der Mond alle 29 Tage besonders helle Nächte, in denen sie gut jagen können.

Lunar libration with phase2.gif
Lunar libration with phase2“ von Tomruen - English Wikipedia, original upload 7 September 2005 by Tomruen [1]. Lizenziert unter Public domain über Wikimedia Commons.



Ein solcher sinnlicher Zugang zum Weltall ist heute nicht mehr ohne weiteres zu realisieren. Zu viele künstliche Lichter überstrahlen den Himmel und gegen die immer schneller ratternden Taktgeber der modernen Industriegesellschaft haben der gemächliche Tanz von Sonne, Mond und Sternen keine Chance.

Auf Planetenwegen lässt sich aber zumindest eine Ahnung davon gewinnen, wie unsere frühen Vorfahren das Weltall erlebt haben mögen -- und dabei hilft wiederum die Wissenschaft. Es ist ähnlich wie mit dem Schlagzeugspielen: Das mathematisch-naturwissenschaftliche Verständnis des Kosmos hat ja die Errichtung von maßstabgerechten Modellen des Sonnensystems überhaupt erst möglich gemacht, die jetzt einen körperlich-sinnlichen Zugang zu unserer kosmischen Nachbarschaft eröffnen.

Wer will, kann die Wanderung auf einem Planetenpfad daher durchaus als eine Form der Meditation betreiben. Je weiter du dich von der Sonne entfernst, desto größer werden die Abstände zwischen den Planeten. Mit dem physischen Raum weitet sich auch der geistige und das gestärkte Gefühl für die langsamen kosmischen Rhythmen kann dir helfen, Ordnung in die Hektik und Kurzatmigkeit des modernen Alltags zu bringen.

Ob das jetzt eher ein esoterischer oder ein wissenschaftlicher Zugang zum Weltall ist, kann und will ich nicht entscheiden. Ich erlebe jedenfalls das Wandern auf Planetenwegen als eine bereichernde Erfahrung, die ich hier und bei meinen geführten Wanderungen mit anderen zu teilen versuche. Bislang ging das ohne Blitz und Donner ab. Spannend ist es trotzdem.

Dienstag, 12. August 2014

Planetenwege in Deutschland


In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift db mobil, die in den Fernzügen der Deutschen Bahn ausliegt, stelle ich zwölf Planetenwege vor. Die wenigsten kenne ich bislang aus eigener Anschauung, aber das soll sich nach und nach ändern...

Erlebe unendliche Weiten...


Für einen Spaziergang durchs Weltall brauchst du weder Raumanzug noch Rakete und musst auch kein langwieriges Astronautentraining absolvieren. Denn allein in Deutschland gibt es über hundert maßstabgetreue Modelle des Sonnensystems, die dir die wirklichen Dimensionen im Kosmos vermitteln. Auf diesen Planetenwegen – manchmal auch etwas dröge als "Planetenlehrpfade" bezeichnet – kannst du die unendlichen Weiten erleben, die im Kino zumeist ein leeres Versprechen bleiben: Dort wird die unermessliche Leere mit Warp-Antrieb oder Hypersprung kurzerhand auf vertraute irdische Maße zurechtgestutzt. Beim Durchschreiten des Modells kannst du sie dagegen körperlich spüren, kannst sehen, wie winzig die Planeten sind, wie unglaublich weit voneinander entfernt. Näher kannst du dem All auf Erden kaum kommen.

Planetenweg Jöllenbeck bei Bielefeld (Foto: H.-A. Marsiske)


Ich lade ein zur Reise in den Weltraum, ganz ohne Spezialeffekte. Statt regungslos den bewegten Bildern auf der Leinwand oder der Planetariumskuppel zuzusehen, bewegen wir uns selbst von Planet zu Planet und erfahren auf eine neue Weise, wie wir mit dem Universum verbunden sind und wie tief die rhythmischen Bewegungen der Gestirne unser Leben und unsere Kultur prägen.

Die nächsten Weltraumspaziergänge 


auf dem Planetenweg am Elbdeich in Wedel bei Hamburg finden statt am

Sonntag, 24. August 2014

und

Sonntag, 21. September 2014

jeweils 16 Uhr.

Treffpunkt ist beim Modell der Sonne, Ecke Schulauer Straße/Deichstraße in Wedel. Vom S-Bahnhof Wedel sind es etwa 20 Minuten Fußweg bis dorthin, die nächste Bushaltestelle ist "Bei der Doppeleiche" und wird von den Linien 189, 489, 589 und 594 angefahren. Wir laufen etwa zwei Stunden bis zum Uranus, wo es in der Gaststätte "Fährmannssand" eine Einkehrmöglichkeit gibt. Dort können wir uns bei Kaffee und Kuchen oder Bier und Bratkartoffeln weiter über das Weltall unterhalten und überlegen, ob wir die Wanderung bis Neptun und Pluto fortsetzen oder lieber gleich den Rückweg antreten. Der lässt sich übrigens auch gut mit Fahrrad oder Rollschuhen zurücklegen.

Für die Teilnahme bitte ich um Zahlung von 10 Euro pro Person. Wenn du dir das – aus welchen Gründen auch immer – nicht leisten kannst, geht es aber auch für weniger.

Und wenn du zu den angegebenen Terminen keine Zeit hast, können wir natürlich andere vereinbaren. Wenigstens fünf Teilnehmer sollten dann aber dabei sein. Selbstverständlich können wir auch auf anderen Planetenwegen als dem in Wedel Spaziergänge unternehmen.

Bei Fragen erreichst du mich per Email oder Mobiltelefon: +49-(0)179-512 99 79.

Mehr über mich erfährst du ansonsten auf meiner Homepage.