Montag, 7. Dezember 2015

Wohnen im Weltraum


Zurück zur Höhle? Wohnen im Weltraum

Architekten denken über außerirdische Lebensräume nach. Projekte für die Unterbringung von Mond- und Marsreisenden taugen auch für extreme Umgebungen auf der Erde

 (Zuerst erschienen: Neues Deutschland, 17. Oktober 2015)

Die Höhle galt früher mal als gute Adresse. Unseren Vorfahren boten die dunklen Felslöcher einst Schutz vor Raubtieren, schufen im flackernden Licht des Feuers Raum für das freie Spiel der Gedanken und boten auf den nackten Felswänden Gelegenheiten, sich künstlerisch auszudrücken. Zwischenzeitlich hat diese Art zu wohnen zwar an Attraktivität verloren, doch das könnte sich jetzt ändern. Höhlen könnten bald wieder zum begehrten Lebensraum werden. Nicht unbedingt auf der Erde, aber ansonsten praktisch überall.
Den ersten Siedlern, die sich auf dem Mond oder Mars dauerhaft einrichten wollen, empfiehlt der 89-jährige Weltraumpionier Jacques Blamont, Mitbegründer der französischen Raumfahrtagentur CNES, unbedingt nach Lavaröhren Ausschau zu halten. Solche tunnelartigen Hohlräume bilden sich auf der Erde vor allem dort, wo relativ dünnflüssige Lava flache Hänge hinabfließt und zunächst an den Rändern und an der Oberfläche erstarrt. Gelegentlich kommt es zu Einstürzen der Decke, sodass sich Löcher bilden.
Strukturen, die als solche »Skylights« gedeutet werden, sind auf dem Mond und dem Mars beobachtet worden und könnten als Einstieg genutzt werden. Blamont stellt sich vor, dass dieser senkrechte Zugang zu zwei Tunneln führt, die sich in entgegengesetzten Richtungen erstrecken. Ein Tunnel würde die Unterkünfte beherbergen, sowohl für Menschen als auch für Pflanzen und Tiere. Im anderen Tunnel wäre die Technik untergebracht, für Energieversorgung ebenso wie für die Aufbereitung von Wasser und Atemluft. Laboratorien und Werkstätten könnten auf beide Tunnel verteilt werden.
Für die Nutzung außerirdischer Höhlen spricht vieles: Sie müssen nicht ausgehoben werden, bieten viel Raum und natürlichen Schutz vor Strahlung, Staub, Meteoriten und extremen Temperaturen. Doch anders als unsere irdischen Vorfahren können zukünftige Weltraumsiedler bestehende Höhlen nicht einfach in Besitz nehmen, sondern müssen sie erst einmal herrichten, vor allem gegen die Umgebung hermetisch abdichten, um im Innern eine atembare Atmosphäre aufrechterhalten zu können. Bis es so weit ist, müssen sie anderweitig unterkommen.
Diese ersten Behausungen sollten am besten bezugsfertig bereitstehen, wenn die ersten Astronauten eintreffen, errichtet von Robotern. Doch das ist leichter gesagt als getan. Schließlich gibt es dort oben weder schwere Baumaschinen noch Infrastruktur. Und Roboter mit dem Geschick und der Zuverlässigkeit menschlicher Bauarbeiter werden ebenfalls noch eine Weile auf sich warten lassen. Als der dänische Astronaut Andreas Mogensen kürzlich von der Internationalen Raumstation aus einen zweiarmigen Roboter steuerte, erwies sich zwar die Kraftrückkopplung im Joystick als wertvolle Hilfe. Es wurde aber auch deutlich: Mit dieser Technologie werden sich auf absehbare Zeit keine Gebäude auf anderen Himmelskörpern errichten lassen.

Etwas günstiger stellt sich die Situation dar, wenn die Mondbasis selbst ein Roboter ist und sich ihre einzelnen Komponenten vor Ort nur noch selbstständig zusammenfügen und in Betrieb nehmen müssen. Unter dem Titel SHEE (Self-Deployable Habitat for Extreme Environments) hat ein europäisches Forschungsprojekt diesen Ansatz verfolgt und eine Forschungsstation entwickelt, die sich automatisch entfaltet und zwei Personen für bis zu zwei Wochen Unterkunft bieten kann. Gedacht ist dieses Habitat, das weltweit erste seiner Art, nicht nur für den Weltraum, sondern auch für irdische Einsätze unter extremen Verhältnissen, etwa in Katastrophengebieten oder Polarregionen.
Eine zentrale Vorgabe für das Design war dabei, dass das Habitat im gepackten Zustand in eine Schwerlastrakete mit sechs Metern Durchmesser passen und auf der Erde mit gängigen Tiefladern transportierbar sein sollte. Beim Entfalten verdoppelt sich dann das Volumen. »Das ist ein sehr wichtiges Kriterium«, sagt Barbara Imhof, Architektin und Ko-Leiterin der Wiener Liquifer Systems Group. »Es gab auch Konzepte mit noch günstigeren Volumenverhältnissen, aber dafür wären Abstriche bei der Ausstattung erforderlich gewesen. Viele Systeme lassen sich ja nicht falten: Wir sind etwa davon ausgegangen, dass das Lebenserhaltungssystem in das gepackte Habitat passen muss. Auch andere Komponenten, etwa die sanitären Einrichtungen, lassen sich nicht beliebig komprimieren.«
SHEE dient als Test für das größere Konzept Mars Base 10, einer Basis für zehn Personen, die in einer Rakete Platz finden soll. Entwickelt wurde das Konzept vom Architekten Ondrej Doule während eines Aufenthalts am Ames Research Center der NASA im Jahr 2008. Ungewöhnlich ist dabei, dass sich die Struktur von einem massiven Kern aus mithilfe von Robotiktechnologie entfaltet und aufbaut. Bislang wurde vorrangig an aufblasbaren Habitaten geforscht, raffiniert gefalteten Strukturen aus Membranen und Kabeln, die sich ausschließlich durch atmosphärischen Druck zur vorgesehenen Form entfalten. So steht unter dem Namen BEAM (Bigelow Expandable Activity Module) ein solches Habitat bereit, um demnächst an der Internationalen Raumstation zu Testzwecken für zwei Jahre 16 Kubikmeter zusätzlichen Raum zu schaffen. Am Boden experimentiert die NASA ebenfalls mit einem aufblasbaren Habitat und in Europa wird eines von der italienischen Firma Thales Alenia gebaut.
»Es ging uns darum, etwas zu bauen, das bisher noch nicht untersucht wurde«, so Imhof. »Wir wollten entweder einen Hybrid bauen oder ein Habitat, das komplett aus harten Schalen besteht. Die Idee dahinter ist es, ein breiteres Spektrum an konstruktiven Möglichkeiten aufzufächern und zu testen.« Aufblasbare Elemente kommen gleichwohl auch bei SHEE zum Einsatz: Sie sollen nach der vollständigen Entfaltung die Räume zwischen den beweglichen Teilen abdichten. »Wir hatten auch das Konzept erwogen, um das Habitat herum eine Hülle aufzublasen, sodass es sich quasi in einem Luftballon entfaltet und dadurch beim Auffalten auch abgedichtet ist. Jetzt wirken die pneumatischen Dichtungen erst im aufgefalteten Zustand. Aber das ist bei diesem Prototyp natürlich noch in einem experimentellen Stadium und schließt noch nicht hundertprozentig hermetisch.«
Auch auf Fenster in den entfaltbaren Teilen musste zunächst verzichtet werden. Lediglich in der Tür gibt es die Möglichkeit, nach draußen zu blicken. Allerdings sei die Fensterproblematik diffizil, bemerkt Imhof, da ein Habitat längerfristig stärker vor Strahlung geschützt und daher wahrscheinlich eingegraben werden müsste. Dann wären ohnehin nur virtuelle Fenster möglich, also Bildschirme, die eine Außenansicht mithilfe von Kameras oder auch andere Motive zeigen würden.
Womit wir wieder bei der Höhle wären. SHEE ist in jedem Fall nur ein Zwischenschritt auf dem Weg in den außerirdischen Untergrund. In der jetzigen Form wird das Habitat ausschließlich auf der Erde zum Einsatz kommen. Gegenwärtig wird es noch bis Ende des Jahres an der International Space University in Straßburg getestet, danach soll es der Forschung zur Verfügung stehen. Im kommenden Jahr etwa wird es zunächst im Rahmen des Projekts »Moonwalk« genutzt, bei dem unter anderem die Erforschung des Mars in der Umgebung des Rio Tinto in Spanien simuliert werden soll. Solche »Analogstudien« sind schon an verschiedenen Orten durchgeführt worden, die geologisch dem Mond oder Mars ähneln, etwa im Norden Kanadas, in der Antarktis oder auf Teneriffa. Die dabei verwendeten Habitate kamen bislang aber immer von der NASA. »Dies ist das erste Habitat überhaupt, das in Europa gebaut wurde«, sagt Imhof. »Und es ist weltweit das erste, das sich selbst entfalten kann.«
Es ist ein erster Schritt auf dem langen Weg in Richtung Weltraumwohnung, die am Ende völlig anders aussehen dürfte. »Wir müssen sehen, dass wir mit fremden Planeten besser umgehen und in der Folge vielleicht auch auf der Erde aufräumen«, betont Barbara Imhof. »Aber wie wir dann wohnen werden? Buckminster Fuller hat sehr schön gesagt: Im englischen Wort ›habitation‹ steckt ›habit‹, also in der Bewohnbarkeit steckt die Gewohnheit. Das heißt, mit den Gewohnheiten ändern sich auch die Wohnungen und umgekehrt. Die Möglichkeiten dafür sind ungeheuer vielfältig.«
Das gilt auch für die Wohnorte. Bei einer Umfrage unter Weltraumarchitekten nach den bevorzugten Orten im Sonnensystem für außerirdische Bauvorhaben nannten die Befragten neben Mond und Mars auch den Marsmond Phobos, Asteroiden und sogar die Venus, über deren dichter Wolkendecke sich manch einer schwebende Städte vorstellt. Andere wiesen darauf hin, dass Asteroiden auch als Raumschiffe dienen könnten, deren Orbit mithilfe von Ionenantrieben an die Bedürfnisse der Bewohner angepasst werden könnte.
Das erinnert an die Vision eines weiteren Weltraumpioniers. »Apollo-11«-Pilot Buzz Aldrin hatte erstmals Mitte der 1980er-Jahre vorgeschlagen, einen Pendelverkehr zwischen Erde und Mars einzurichten. Diese »Mars Cycler« sind riesige Raumschiffe und umkreisen die Sonne auf einem Orbit, der sie regelmäßig an den beiden Planeten vorbeiführt. Grafische Darstellungen der interplanetaren Paternoster zeigen zumeist metallisch glänzende Konstruktionen, ähnlich der Internationalen Raumstation. Aber vielleicht realisiert sich Aldrins Idee eher als unförmiger Felsbrocken, in dessen Innern sich die Passagiere durch ein Netz aus Höhlengängen bewegen.
In seinem gemeinsam mit John Barnes verfassten Roman »Begegnung mit Tiber« geht Aldrin davon aus, dass die »Mars Cycler« nach ihm und seinen »Apollo-11«-Gefährten Neil Armstrong und Michael Collins benannt werden. Das erscheint naheliegend. Aber wo finden die Passagiere nach der Landung auf dem Roten Planeten ein Hotelzimmer? Wahrscheinlich in der ersten Höhlenstadt des Mars - die dann vielleicht den Namen Port de Blamont trägt.

Samstag, 29. August 2015


Kosmische Etikette
Was tun bei der Begegnung mit Marsbewohnern? Bislang gibt es für den Umgang mit außerirdischem Leben noch keine verbindlichen Richtlinien
(Zuerst erschienen in Neues Deutschland, 25. Juli 2015)

Auf Kepler-138b ist es wohl zu heiß. Mit der ungefähren Masse und Größe des Mars wäre der kürzlich entdeckte Planet, der einen 200 Lichtjahre entfernten roten Zwergstern im Sternbild Leier umkreist, zwar als Heimat für Lebewesen geeignet. Doch dieser „Exo-Mars“ bewege sich auf einem so engen Orbit um den Zentralstern, sagt Jason Rowe vom kalifornischen SETI Institute, dass an seiner Oberfläche mindestens Temperaturen wie im Backofen herrschen dürften. „Hinzu kommt“, so Rowe, „dass diese Welt aufgrund von Gezeitenkräften wahrscheinlich stets mit der gleichen Seite zum Stern gerichtet ist, was die Temperaturen weiter in die Höhe treibt.“

Da sind die Aussichten, auf dem eisigen, kargen Mars in unserer unmittelbaren kosmischen Nachbarschaft auf Leben zu stoßen, deutlich höher. Nachdem sich in den letzten Jahren die Hinweise verdichtet haben, dass dort auch in geologisch jüngerer Vergangenheit flüssiges Wasser existiert haben könnte, soll die ebenfalls „ExoMars“ genannte europäisch-russische Weltraummission jetzt gezielt nach Hinweisen auf Lebewesen suchen. Dafür schaut sie nicht 200 Lichtjahre in die Ferne, sondern zwei Meter unter die Oberfläche. Ein gut 200 Kilogramm schwerer Roboter soll im Januar 2019 auf dem Mars landen und erstmals Bodenproben aus der Tiefe entnehmen und analysieren. Geschützt vor kosmischen Partikeln und der UV-Strahlung der Sonne, so die Hoffnung vieler Wissenschaftler, könnten sich hier unten Lebensformen oder Spuren früheren Lebens erhalten haben.

Ein besonderes Augenmerk gilt dabei dem Instrument MOMA (Mars Organic Molecule Analyzer), das nach Aminosäuren und Zuckermolekülen suchen und deren spiegelbildliche Ausrichtung bestimmen soll. Ein deutlicher Überschuss links- oder rechtshändiger Aminosäuren würde als Hinweis auf biologische Aktivität gedeutet werden: Da die Wirksamkeit komplexer Biomoleküle entscheidend von deren dreidimensionaler Form abhängt, können nach heutigem Kenntnisstand nur biologische Prozesse eine solche Auswahl bewirken. So nutzen irdische Lebewesen ausschließlich linkshändige Aminosäuren und rechtshändige Zucker. Bei der künstlichen Synthese im Labor entstehen dagegen immer gleich viel links- und rechtshändige Moleküle.

Die Analyse erfolgt mit dem an der University of Berkeley entwickelten Urey Mars Organic and Oxidant Detector. Zwanzig kleine Öfen stehen zur Verfügung, die jeweils einmal zur Erhitzung von Bodenproben genutzt werden können. Moleküle, die sich dabei verflüchtigen, werden kondensiert und mithilfe einer Kombination aus Gaschromatografie und Massenspektrometrie analysiert. Finden sich dabei Aminosäuren, können sie mithilfe eines „microfabricated capillary electrophoresis (μCE) instrument“ bestimmt und auf ihre Ausrichtung hin untersucht werden.

Vielleicht dauert es auch keine vier Jahre mehr, bis die ersten außerirdischen Organismen identifiziert sind. Das Landegerät Philae, das im vergangenen Jahr auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko abgesetzt wurde, hat mit COSAC (Cometary Sampling and Composition) ein ähnliches Instrument an Bord. Wenn Philae mit seinen Solarmodulen genug Energie einfangen kann, um die Analysen durchzuführen, könnte der erste Nachweis außerirdischen Lebens daher schon bald gelingen, vermutete Max Wallis von der University of Cardiff erst Anfang Juli bei der Jahrestagung der britischen Royal Astronomical Society in Llandudno, Wales. Die Mission, so Wallis, habe bereits gezeigt, „dass der Komet nicht als tiefgefrorener, inaktiver Körper betrachtet werden darf, sondern geologische Prozesse unterstützt und für mikroskopische Lebensformen günstigere Bedingungen aufweisen könnte als unsere arktischen und antarktischen Regionen“.

Der Kleinplanet Ceres, der seit März von der Raumsonde Dawn umkreist wird, könnte ebenfalls für einige Überraschungen gut sein. Joop M. Houtkooper (Universität Gießen) vertritt jedenfalls die Idee der Glaciopanspermie, wonach einfache Lebensformen im Eis dieses Himmelskörpers entstanden und durch Meteoriteneinschläge im Sonnensystem verteilt worden sein könnten. Tatsächlich hat Dawn einige weiße Flecken auf Ceres beobachtet, deren Natur bislang noch ein Rätsel ist.

Viel Rafinesse und materieller Aufwand fließt in die Suche nach Leben außerhalb der Erde. Dagegen wird bislang eher wenig darüber nachgedacht, wie es weitergehen sollte, wenn in den nächsten Jahren tatsächlich der zweifelsfreie Nachweis außerirdischer Lebensformen gelingt. Das hätte nicht nur weitreichende philosophische Konsequenzen, sondern würde auch sehr praktische Fragen aufwerfen: Könnte die Erkundung des Sonnensystems wie bisher weitergeführt werden oder müssten besondere Maßnahmen zum Schutz des Lebens auf anderen Himmelskörpern getroffen werden? Das gilt insbesondere für den Mars. Denn der rote Planet lockt nicht nur als mögliche Heimat von Aliens, sondern auch als zukünftige Heimat menschlicher Siedler.

Derzeit sieht es nicht so aus, als wollten sich die Erdlinge durch Mikroorganismen davon abhalten lassen, sich auf unserem Nachbarplaneten niederzulassen. Initiativen wie „Mars One“ des niederländischen Unternehmers Bas Lansdorp, der bereits ab 2027 Siedler ohne Rückkehrmöglichkeit zum Mars schicken will, sprechen eine andere Sprache. Die europäische Tradition der gewaltsamen Landnahme scheint ungebrochen und erfolgt ohne Rücksicht auf eventuelle Ureinwohner, wie einst auf dem amerikanischen und dem australischen Kontinent. Auch die gleiche Rechtfertigung wie damals liegt nahe: Es handelt sich ja nur um „primitives“ Leben, auf das weniger Rücksicht genommen werden muss.

Der britische Mikrobiologe Charles Cockell (University of Edinburgh) forderte dagegen bereits 2006 in seinem Buch „Space on Earth“, jegliches außerirdisches Leben bis zum zweifelsfreien Beweis des Gegenteils als intelligent zu betrachten und mit dem entsprechenden Respekt zu behandeln. Bei einer von ihm geleiteten Tagung vor zwei Jahren in London über die „Bedeutung von Freiheit jenseits der Erde“ wurde dieser Aspekt von anderen Forschern weiter vertieft. So betonen die spanischen Wissenschaftler F. Javier Martín-Torres und María-Paz Zorzano im jetzt erschienenen Konferenzband („The Meaning of Liberty beyond Earth“, ed. by Charles S. Cockell, Springer 2015) die Notwendigkeit von Protokollen zum planetaren Umweltschutz, insbesondere nach der Entdeckung von Lebensformen. Der Betrieb einer Raumsonde müsste in so einer Situation neu geregelt, alle Instrumente vorrangig auf die Untersuchung dieser Lebensform ausgerichtet werden. Außerdem müsste der Einsatz von Instrumenten beschränkt werden, um die Lebensform zu schützen. Ein starker Laser etwa dürfte nicht auf den Fundort gerichtet werden. Es müsste auch darauf geachtet werden, ob die Lebensform durch eine Aktivität des Raumfahrzeugs aus einem geschützten Bereich freigesetzt wird, etwa durch Bewegungen der Räder, und nun stirbt. Dieser Aspekt ist gerade auf dem Mars von Bedeutung, wo zukünftige Weltraummissionen dicht unter der Oberfläche nach Leben suchen sollen.

Bislang gebe es keine international verbindlichen Protokolle, bemerken die Autoren. Ein 1989 von der International Academy of Astronautics (IAA) akzeptiertes „SETI post-detection protocol“, das in der Folge auch von andern Wissenschaftsinstitutionen angenommen wurde, sei rechtlich nicht einklagbar. Das sei nicht nur für die Erdbewohner ein Problem, sondern auch für die „entdeckten“ Lebewesen. Mehrere Fragen müssten vorab geklärt werden, etwa die, ob die Leitung einer Mission nach der Entdeckung von Leben an eine andere Institution übergeben werden müsste, und wie mit Lebensformen umgegangen werden soll, die eine Bedrohung für irdisches Leben darstellen. Verfahrensweisen für den Umgang mit außerirdischem Leben, so Martín-Torres und Zorzano könnten sich an den Maßnahmen für potenziell gefährliche Asteroiden orientieren.

Wer auf dem Mars nach Leben sucht, muss darauf gefasst sein, dass dieser Planet den Menschen als Siedlungsraum versagt bleibt. Das wäre bitter, weil die dort vorhandenen natürlichen Ressourcen, den Bau und die Erhaltung menschlicher Siedlungen erleichtern würden. Die Besiedelung des Sonnensystems müsste ein solcher Respekt vor fremden Lebensformen jedoch nicht grundsätzlich verhindern. Schließlich bieten sich dafür noch eine Vielzahl anderer Himmelskörper an, auch ließen sich große Raumstationen im freien Weltraum errichten, etwa kilometergroße rotierende Zylinder, wie sie der Physiker Gerard O’Neill in den 1970er-Jahren vorgeschlagen hat. Die Expansion der Menschheit ins Weltall wäre mühsamer und würde zunächst langsamer erfolgen, als von manchen erhofft.

Doch die Anstrengung könnte sich lohnen, wenn es gelingt, rechtzeitig politische Strukturen zu schaffen, die ein friedliches Miteinander gewährleisten. Ian A. Crawford vom Londoner Birkbeck College, der für menschliche Siedlungen im Sonnensystem eine föderale Verfassung favorisiert,  zitierte bei der Londoner Tagung dazu den britischen Schriftsteller Olaf Stapledon. Der hatte 1948, ein knappes Jahrzehnt bevor der erste Satellit die Erde umkreiste, in einem Vortrag für die British Interplanetary Society eine Vision kosmischer Vielfalt entworfen, die irdischem wie außerirdischem Leben gleichermaßen Platz bietet: „Die Zielsetzung für das Sonnensystem sollte darin bestehen, eine interplanetare Gemeinschaft sehr verschiedener Welten zu schaffen, jede bewohnt von der zu ihr passenden Spezies intelligenter Wesen, ihrer charakteristischen ‚Menschheit’. (...) Durch die Bündelung dieses Reichtums an Erfahrung, durch diese ‚Gemeinschaft der Welten’ wären neue Stufen der geistigen und spirituellen Entwicklung möglich, die gegenwärtig für die Menschheit unerreichbar sind.“

Montag, 13. Juli 2015

Ein denkwürdiges Jahr

1930 wurde nicht nur der Pluto entdeckt

Edwin „Buzz“ Aldrin war 19 Tage alt, Viola Armstrong im dritten Monat schwanger mit ihrem Sohn Neil, als der Astronom Clyde Tombaugh am 18. Februar 1930 nach der Durchsicht tausender Himmelsfotografien endlich den lange gesuchten neunten Planeten des Sonnensystems fand. Morgen erreicht nun zum ersten Mal eine Raumsonde den Pluto und krönt damit das Lebenswerk der ersten Raumfahrt-Generation. Alle neune – jeder Planet in unserer unmittelbaren kosmischen Nachbarschaft wurde mindestens einmal von irdischen Robotern besucht.

Schon klar, Pluto ist eigentlich gar kein Planet, aber ... ach, lasst uns morgen darüber reden: bei einem Spaziergang durchs Sonnensystem auf dem Planetenlehrpfad am Elbdeich in Wedel ist ausreichend Zeit dafür. Denn egal ob Zwergplanet, Plutoid oder was auch immer – der morgige Vorbeiflug ist ein besonderes Ereignis, das einen Moment des Innehaltens verdient.

Niemand verpasst etwas: Die Funksignale brauchen fast fünf Stunden bis zur Erde. Wenn wir in der Sekunde losgehen, in der New Horizons die größte Nähe zum Pluto erreicht, können Sie längst wieder vor einem Bildschirm sitzen, sobald die ersten Bilder eintreffen. Die genauen Daten für den Spaziergang sowie eine Anfahrtskizze finden Sie im nachfolgenden Blogeintrag.

Und falls Sie oben den Namen Michael Collins vermisst haben sollten: Auch der dritte Teilnehmer der ersten Mondlandemission Apollo 11 wurde im denkwürdigen Jahr 1930 geboren, am 31. Oktober. Ist schon ein besonderer Jahrgang.

Freitag, 26. Juni 2015

Zum Pluto mit Plutonium

Weltraumspaziergang am 14. Juli 2015

New Horizons ist auf der Zielgeraden: Nach über neun Jahren Reisezeit nähert sich die Nasa-Sonde ihrem Ziel, dem Pluto-System. Anfang Juni hat sie die ersten Farbbilder übermittelt:
http://pluto.jhuapl.edu/common/content/videos/dataMovies/20150622_loop_bc_final.gif

In dem kleinen Film ist gut zu erkennen, wie die beiden Himmelskörper ihr gemeinsames Schwerkraftzentrum umkreisen. Charon ist im Verhältnis zu Pluto ungewöhnlich groß, weswegen Astronomen auch von einem Doppelplaneten sprechen. Es ist bislang das einzige bekannte Paar im Sonnensystem, dessen Rotationen durch die Gezeitenkräfte doppelt gebunden sind. Das heißt, beide Himmelskörper wenden sich stets die gleiche Seite zu. Das lässt sich bereits in dieser unscharfen Aufnahme erahnen, wird in den kommenden Tagen aber sicherlich noch deutlicher hervortreten.

Der Titel dieses Blog-Eintrags ist übrigens mehr als nur ein Wortspiel: Tatsächlich hat New Horizons knapp elf Kilogramm des radioaktiven Metalls an Bord, das Anfang 1941 erstmals nachgewiesen und nach dem nur elf Jahre zuvor entdeckten Planeten benannt wurde. Mit seiner Zerfallswärme befeuert das Plutonium einen Isotopengenerator, der den Weltraumroboter über mehrere Jahrzehnte mit elektrischer Energie versorgt. So kann New Horizons in den kommenden Jahren noch weitere Ziele in dieser fernen Region unseres Sonnensystems ansteuern, wo Pluto mittlerweile nicht mehr als Planet, sondern als ein Himmelskörper unter vielen im Kuiper-Gürtel gilt: Etwa 1.000 Objekte, zum Teil größer als Pluto, sind hier bereits identifiziert, mehrere zehntausend werden vermutet.

Es ist ein Kuriosum dieser Weltraummission, dass sie Anfang 2006 zum neunten Planeten startete -- dem einzigen, der noch nicht von Raumsonden besucht worden war -- , um neun Jahre später nur noch einen Zwergplaneten zu erreichen. Aber auch wenn das "Team Pluto" (zu dem neben Pluto selbst noch dessen ungewöhnlich großer Begleiter Charon sowie vier weitere Monde zählen) nicht mehr in der ersten Liga spielt: New Horizons ist und bleibt die weiteste Weltraummission, die bisher unternommen wurde. In gewisser Weise vollendet sie die erste Phase der Erkundung unserer kosmischen Nachbarschaft mit Raumsonden.

Ich möchte diesen Moment würdigen, indem ich die Strecke, die die Sonde zurückgelegt hat, in umgekehrter Richtung im maßstabgerechten Modell des Sonnensystems am Elbdeich bei Wedel ablaufe. Es geht los in der Sekunde, wenn New Horizons die größte Nähe zu Pluto erreicht: um 13:49:57 Uhr am Dienstag, 14. Juli 2015. Während des zwei- bis dreistündigen Spaziergangs ist reichlich Gelegenheit zum Gedankenaustausch über die Bedeutung dieser Mission wie auch  des Weltraums generell für das irdische Leben, die Beziehungen von Atom- und Weltraumzeitalter, den Umgang mit möglichen Nachbarn im All und was uns sonst noch so durch den Kopf geht.

Wer mitkommen möchte:

Treffpunkt: Modell des Pluto auf dem Planetenlehrpfad Wedel, bei Hetlingen
Termin: Dienstag, 14. Juli, 13:30 Uhr
Kosten: "auf Hut" (d.h. ich lasse am Ende meinen Hut -- auf der Strecke gibt es übrigens kaum Schatten! -- rumgehen)
Anfahrt: mit Buslinie 589 ab Bhf. Wedel (12:43) bis Hetlingen Schulstraße (13:01), von dort siehe Wegskizze (oder Sie kommen zu Fuß, mit dem Fahrrad, Taxi, Raumgleiter...)



Es gibt natürlich eine Unwägbarkeit: das Wetter. Ein bisschen Regen muss uns nicht stören, aber wenn die Tropfen dicker werden und womöglich eine steife Brise hinzukommt, hört der Spaß irgendwann auf -- wann genau lässt sich aber vorab schlecht sagen. Wenn Sie kurz vorm Starttermin Zweifel haben,  ob der Weltraumspaziergang überhaupt stattfindet, kontaktieren Sie mich daher am besten über meinen interplanetaren Communicator, den die Erdlinge Mobiltelefon nennen:

0179-512 99 79

Möge die Macht mit uns sein!

Montag, 8. Juni 2015

Weltraumspaziergänge 2015

Mit Plutonium zum Pluto

Den Vorbeiflug der Sonde New Horizons am Pluto in diesem Jahr am 14. Juli nehme ich zum Anlass, den Wedeler Planetenlehrpfad endlich einmal in voller Länge entlang zu wandern. Bisher bin ich davor zurückgescheut, weil es beim Modell des Pluto keine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr gibt. Der einzige Bus fährt einmal pro Stunde vom ein Kilometer entfernten Hetlingen in Richtung Wedel. Das wollte ich niemandem zumuten.

Einfacher wird es, wenn wir die Richtung umkehren, beim Pluto starten und in Richtung Sonne (und damit Richtung Wedel) wandern. Los geht es in dem Moment, wenn New Horizons die größte Nähe zu dem Zwergplaneten erreicht: um 13:49:57 Uhr. Wenn alles wie geplant verläuft, fliegt die Sonde in diesem Moment in 12.500 Kilometer Entfernung am Pluto vorbei, das entspricht ungefähr einem Erddurchmesser.

Die nächste Bushaltestelle ist Hetlingen Schulstraße. Die Buslinie 589 hält dort um 13:01, Abfahrt am Bahnhof Wedel ist um 12:43. 

Ab 13:30 Uhr bin ich am Startpunkt. Ich hab mal versucht, mit Google Maps den Weg dorthin zu skizzieren:



Von dort aus wandern wir etwa sechs Kilometer entlang des Elbdeiches und nähern uns wie ein außerirdischer Besucher unserer kosmischen Heimat Erde.

Zu Fuß zum Uranus

Neben dieser Grand Tour des Sonnensystems biete ich in diesem Jahr auch zweimal die kleinere Variante an: Startpunkt ist dann das Modell der Sonne Ecke Schulauer Straße / Deichstraße. Von dort geht es knapp drei Kilometer bis zum Modell des Uranus, das praktischerweise direkt vor der Gaststätte Fährmannssand steht. Wer will, kann sich hier für den Rückweg stärken.

Vom Bahnhof Wedel läuft man etwa 20 Minuten bis zum Sonnenmodell. Die nächste Bushaltestelle ist "Bei der Doppeleiche": Hier halten die Buslinien 189, 489, 589 und 594.

Termine: Sonntag, 21. Juni und 20. September 2015, jeweils 15:30 Uhr.

Kosten: Den Hut, den ich während der Tour als Sonnenschutz trage (dringend empfohlen, da es auf der Strecke wenig Schatten gibt!), drehe ich am Ende um. Ich freue mich über Geldscheine und Münzen, die sich darin sammeln – aber ebenso über Ihre Gedanken, die sie während der Wanderungen mit mir tauschen. 

Freitag, 30. Januar 2015

Interstellar Jam Session

Due to the still cold and uncomfortable weather the first planetary walk of this year will take place indoor as a mental journey to space. On February 7, 2015, in the basement rooms of Clemens-Schultz-Straße 90 in Hamburg-St. Pauli, we are going to try to compose a message to extraterrestrial civilizations. The event starts at 21:00 h, doors open at 20:00 h.

The idea is inspired by the discovery of the first pulsar in 1967. When Jocelyn Bell and Antony Hewish first noticed the extremely regular radio signal they considered an artificial origin and designated it as LGM-1, which stands for "Little Green Men". In the upcoming weeks and months they couldn't detect any doppler shift in the signal, though. That proved that the signal was not coming from a planet moving around a star. Subsequently, a natural explanation was found: These signals are transmitted by extremely dense neutron stars which are rotating very fast, thereby covering our planet with a radio beam in regular intervals like a lighthouse.


The signal is repeated every 1,337 seconds and has a duration of 0,04 seconds. On Earth such a precision can only be realized with machinery. So it is not unreasonable to speculate about extraterrestrial civilizations as creators to this signal. But now that we have learned that extreme presicion and regularity are not sufficient proof for intelligence, how about a combination of regularity and irregularity?



The idea of our Galactic Jam Session is to create a signal that can clearly be distinguished from the background noise of the Universe as an artificial one. We do not know anything about the recipients of our message. But if they exist and if they are able to detect our message, then they share the same interstellar environment with us. Like us they perceive moons circling planets, planets circling stars, stars circling black holes in the centers of their galaxies. Everything moves in the Universe. Most of these movements follow regular patterns.

This common environment of rhythmic movements can serve as a starting point for interstellar communication. The "Extraterrestrial Blues Letter" that we propose will transmit some basic information about humanity while at the same time providing opportunities for individual expression. Let's see, if we together can play a blues in 30 verses. A blues itself is a 12-bar scheme, playing 30 verses adds up to 360 bars. These are fundamental numbers for any human culture, indicating orbital and rotational data of Earth and Moon: The Earth rotates around itself around 360 times while circling the Sun, the Moon appears as a Full Moon 12 times per year. The beat of the blues and its rhythmic structure at the same time give some indication to biological rhythms that shape our life.

We don't have booked any transmission time on a radio telescope or powerful laser yet. This is an experiment to compose a message that could be transmitted. But for the time being this message is directed to ourselves. It is an artistic experiment, exploring new ways of communication. Afterwards we'll know better if this is a promising concept that can be pursued further.

Mittwoch, 28. Januar 2015

Kontaktversuch mit ET

Die Winterpause ist vorbei. Der erste Weltraumspaziergang in diesem Jahr wird allerdings überwiegend geistiger Natur sein: Am 7. Februar will ich an einem neu eingerichteten Ort für künstlerische Aktionen aller Art in Hamburg St.-Pauli gemeinsam mit allen Interessierten versuchen, eine Botschaft an außerirdische Zivilisationen zu formulieren. Das Experiment beginnt um 21 Uhr in den Kellerräumen der Clemens-Schultz-Straße 90. Hier der Flyer, den die Betreiber der Location dazu entworfen haben:


Der Titel Extraterrestrial Blues Letter stammt nicht von mir, gefällt mir aber. Er ist auf den Flyer gelangt, nachdem ich den Künstlern von Alphadog Entertainment erklärt hatte, was ich vorhabe: Es geht mir darum, eine Botschaft zu entwerfen, die mithilfe einer Radioantenne oder eines starken Lasers tatsächlich ins All ausgestrahlt werden könnte – und eine reale Chance hätte, verstanden zu werden. 

Letzteres ist die zentrale Herausforderung, schließlich wissen wir nichts über die möglichen Empfänger, noch nicht einmal, ob es sie überhaupt gibt. Aber wenn es sie gibt und sie in der Lage sind, unsere elektromagnetischen Signale zu empfangen, dann sehen sie auch den gleichen Kosmos wie wir. Schließlich machen sich auch Sterne, Planeten und Galaxien durch elektromagnetische Signale bemerkbar. Was wir mit anderen kommunikationsbereiten Zivilisationen gemeinsam haben, ist unsere kosmische Umgebung. Auf sie können wir uns beziehen.

Alles bewegt sich im Weltall. Es gibt keinen Stillstand. Monde kreisen um Planeten, Planeten um Sterne, Sterne um Schwarze Löcher in den Zentren ihrer Galaxien. All diese Himmelskörper rotieren dabei auch um sich selbst. Es sind vor allem diese regelmäßigen Bewegungen, die als Anknüpfungspunkt dienen können. Wir werden an dem Abend sicherlich noch ausführlicher darüber sprechen. 

Die eigentliche Botschaft soll aber nicht aus Worten bestehen, sondern aus Musik. Es geht darum, ein Signal zu erzeugen, dass sich vor dem Hintergrundrauschen des Weltalls eindeutig als künstlich absetzt. Dazu scheint mir eine Kombination aus Regelmäßigkeit und Variation besonders geeignet. Eine Zeichenfolge, und sei sie auch noch so komplex, die sich ständig exakt wiederholt, ist noch kein Zeichen für Intelligenz. Totale Zufälligkeit und Unregelmäßigkeit natürlich erst recht nicht. Ein Rhythmus jedoch, der innerhalb eines sich wiederholenden Schemas unterschiedliche Akzente setzt, sich ständig verändert, dabei aber nie den Kontakt zu zentralen Orientierungspunkten verliert – für ein solches Signal eine natürliche Erklärung zu finden, dürfte schwer fallen. Es enthält die erste und wichtigste Botschaft, die sich ungefähr übersetzen lässt mit: "Hallo!"

Daneben können wir auch versuchen, einige grundlegende Informationen über uns zu übermitteln. Das führt zur Erklärung des Titels "Blues Letter": Ein Blues ist eine gängige musikalische Form, die aus 12 Takten besteht und sehr gut geeignet ist, um gemeinsam darüber zu improvisieren. Mit einem Blues teilen wir aber auch bereits etwas Wichtiges über uns mit: Die Zahl 12 hat eine besondere Bedeutung, weil sie die Häufigkeit der Vollmonde während eines Jahres angibt. Sie ist tief in unserer Kultur verwurzelt und strukturiert unsere Lebensrhythmen, etwa indem wir Tag und Nacht in jeweils 12 Stunden unterteilen oder das Jahr in 12 Monate. Wenn wir einen Blues in 30 Strophen spielen, ergibt das 360 Takte: Das ist die gerundete Zahl der Eigenrotationen unseres Heimatplaneten während eines Umlaufs um die Sonne. Das Tempo, in dem wir den Blues spielen, hat wiederum mit unseren Körpern, unseren Herz- und Atemfrequenzen zu tun.

Die möglichen Empfänger einer solchen Botschaft werden das nicht unbedingt alles entschlüsseln können, doch sie bekommen einen ersten, grundlegenden Eindruck von uns. Der Blues Letter ist der Auftakt zu einer interstellaren Jam Session. Da versucht man, auf den anderen zu hören, sich aufeinander einzuschwingen und sich wohl zu fühlen. Wenn's gut läuft, ergibt sich danach auch noch ein interessantes Gespräch. So wollen wir es jedenfalls am 7. Februar versuchen.