Mittwoch, 28. Januar 2015

Kontaktversuch mit ET

Die Winterpause ist vorbei. Der erste Weltraumspaziergang in diesem Jahr wird allerdings überwiegend geistiger Natur sein: Am 7. Februar will ich an einem neu eingerichteten Ort für künstlerische Aktionen aller Art in Hamburg St.-Pauli gemeinsam mit allen Interessierten versuchen, eine Botschaft an außerirdische Zivilisationen zu formulieren. Das Experiment beginnt um 21 Uhr in den Kellerräumen der Clemens-Schultz-Straße 90. Hier der Flyer, den die Betreiber der Location dazu entworfen haben:


Der Titel Extraterrestrial Blues Letter stammt nicht von mir, gefällt mir aber. Er ist auf den Flyer gelangt, nachdem ich den Künstlern von Alphadog Entertainment erklärt hatte, was ich vorhabe: Es geht mir darum, eine Botschaft zu entwerfen, die mithilfe einer Radioantenne oder eines starken Lasers tatsächlich ins All ausgestrahlt werden könnte – und eine reale Chance hätte, verstanden zu werden. 

Letzteres ist die zentrale Herausforderung, schließlich wissen wir nichts über die möglichen Empfänger, noch nicht einmal, ob es sie überhaupt gibt. Aber wenn es sie gibt und sie in der Lage sind, unsere elektromagnetischen Signale zu empfangen, dann sehen sie auch den gleichen Kosmos wie wir. Schließlich machen sich auch Sterne, Planeten und Galaxien durch elektromagnetische Signale bemerkbar. Was wir mit anderen kommunikationsbereiten Zivilisationen gemeinsam haben, ist unsere kosmische Umgebung. Auf sie können wir uns beziehen.

Alles bewegt sich im Weltall. Es gibt keinen Stillstand. Monde kreisen um Planeten, Planeten um Sterne, Sterne um Schwarze Löcher in den Zentren ihrer Galaxien. All diese Himmelskörper rotieren dabei auch um sich selbst. Es sind vor allem diese regelmäßigen Bewegungen, die als Anknüpfungspunkt dienen können. Wir werden an dem Abend sicherlich noch ausführlicher darüber sprechen. 

Die eigentliche Botschaft soll aber nicht aus Worten bestehen, sondern aus Musik. Es geht darum, ein Signal zu erzeugen, dass sich vor dem Hintergrundrauschen des Weltalls eindeutig als künstlich absetzt. Dazu scheint mir eine Kombination aus Regelmäßigkeit und Variation besonders geeignet. Eine Zeichenfolge, und sei sie auch noch so komplex, die sich ständig exakt wiederholt, ist noch kein Zeichen für Intelligenz. Totale Zufälligkeit und Unregelmäßigkeit natürlich erst recht nicht. Ein Rhythmus jedoch, der innerhalb eines sich wiederholenden Schemas unterschiedliche Akzente setzt, sich ständig verändert, dabei aber nie den Kontakt zu zentralen Orientierungspunkten verliert – für ein solches Signal eine natürliche Erklärung zu finden, dürfte schwer fallen. Es enthält die erste und wichtigste Botschaft, die sich ungefähr übersetzen lässt mit: "Hallo!"

Daneben können wir auch versuchen, einige grundlegende Informationen über uns zu übermitteln. Das führt zur Erklärung des Titels "Blues Letter": Ein Blues ist eine gängige musikalische Form, die aus 12 Takten besteht und sehr gut geeignet ist, um gemeinsam darüber zu improvisieren. Mit einem Blues teilen wir aber auch bereits etwas Wichtiges über uns mit: Die Zahl 12 hat eine besondere Bedeutung, weil sie die Häufigkeit der Vollmonde während eines Jahres angibt. Sie ist tief in unserer Kultur verwurzelt und strukturiert unsere Lebensrhythmen, etwa indem wir Tag und Nacht in jeweils 12 Stunden unterteilen oder das Jahr in 12 Monate. Wenn wir einen Blues in 30 Strophen spielen, ergibt das 360 Takte: Das ist die gerundete Zahl der Eigenrotationen unseres Heimatplaneten während eines Umlaufs um die Sonne. Das Tempo, in dem wir den Blues spielen, hat wiederum mit unseren Körpern, unseren Herz- und Atemfrequenzen zu tun.

Die möglichen Empfänger einer solchen Botschaft werden das nicht unbedingt alles entschlüsseln können, doch sie bekommen einen ersten, grundlegenden Eindruck von uns. Der Blues Letter ist der Auftakt zu einer interstellaren Jam Session. Da versucht man, auf den anderen zu hören, sich aufeinander einzuschwingen und sich wohl zu fühlen. Wenn's gut läuft, ergibt sich danach auch noch ein interessantes Gespräch. So wollen wir es jedenfalls am 7. Februar versuchen.

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